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Vorsicht mit Chats und Mails für Kinder
Über Monate hat sich Ursula Enders, Leiterin des Vereins „Zartbitter“ in Chatrooms für Kinder und Jugendliche als Mädchen oder Junge zwischen 11 und 13 Jahren ausgegeben und dabei erschreckende Erfahrungen gemacht: „In dieser Zeit bin ich morgens mehr als einmal kreidebleich ins Büro gekommen, weil ich am Abend vorher wieder gechattet hatte“, berichtet sie. Fast jedes Mal wurden der vermeintlich 13 Jahre alten Lola innerhalb kürzester Zeit pornographische Bilder übelster Machart und eindeutige Angebote zugeschickt.

„Gesundes Misstrauen schützt am besten“

So kann es passieren, dass Kinder schon nach wenigen Mausklicks mit sexueller Belästigung oder Pornographie konfrontiert werden. „Was das in einem Kind auslöst, das einem solchen Erlebnis hilflos ausgesetzt ist, lässt sich oftmals nur erahnen,“ betont Enders. Auch bei „Zartbitter“ sind mehrere Fälle sexueller Belästigung und sexuellen Missbrauchs bekannt, die über das Internet begangen oder angebahnt wurden.

Bei einer Umfrage an einer Schule im Erftkreis fand Zartbitter heraus, dass 93 Prozent der Kinder zu Hause über einen Zugang zum Internet verfügen. Zwar sei der Umgang mit dem weltweiten Datennetz für Kinder und Jugendliche heutzutage selbstverständlich, es berge aber eben auch große Gefahren. Viele Eltern, bei der Nutzung des Ínternets weniger geübt als ihre Kinder, könnten sich gar nicht vorstellen, auf was ihre Kinder beim vermeintlich harmlosen Plaudern im Chatroom stoßen könnten.

Deshalb sei es ganz entscheidend, dass Eltern sich über das Internet und seine Gefahren informierten. Ihren Kindern sollten sie ein gesundes Misstrauen im Umgang mit Chats und Mails vermitteln und mit ihnen besprechen, wie sie sich im Ernstfall am besten verhalten.

Um die Eltern zu unterstützen und die Kinder zu schützen, hat sich „Zartbitter“ mit der Initiative „NetKids“ zusammengetan, die von Beate Schöning gegründet. Die Journalistin kämpft seit Jahren gegen Kindesmissbrauch im Internet. Immer wieder sucht sie unter Decknamen Kontakt zu den Tätern, stellt sie zusammen mit ihrem Kamerateam und liefert die Erkenntnisse ihrer Recherchen dann an die Polizei.

„NetKids“ bietet Aufklärungsfilme für Erwachsene und Kinder, außerdem Broschüren und Workshops an. Informationen gibt es im Internet, das Faltblatt „Sicher surfen“ kann unter Telefon 92 13 92 17 angefordert werden.

Von Anna Hagebusch
Kölnische Rundschau


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